Alternativanlagen haben es schwer

Das Publikum bekommt mit kotierten Hedge Funds und Privatmarktfonds einen Zugang zu den Investments der Grossen. Warum das Interesse dennoch begrenzt ist.
Alternativanlagen bilden als privatmarktliche, aber illiquide Investments einen Gegenpol zu den jederzeit handelbaren Dividenden- und Zinspapieren. Börsennotierte Alternativanlagen wie Castle Alternative Invest oder Private Equity Holding werben damit, eine Brücke zwischen den Polen zu schlagen. Sie machen sonst allein den Grossanlegern vorbehaltene Investmentsegmente – besonders Hedge Funds bzw. Private Equity – dem privaten Anleger zugänglich. Realität ist jedoch, dass über ihre Aktien die illiquiden Investmentinhalte dem täglichen Börsenhandel ausgesetzt sind. Das geht nicht ohne Probleme.

Hedge Funds und Private Equity werden im internationalen Anlagegeschäft reihum als Diversifikation eines Gesamtvermögens empfohlen. Als Vorzug wird hervorgehoben, ihr Wert würde sich dekorreliert bzw. teilweise isoliert vom Auf und Ab der Aktien- und Anleihemärkte entwickeln. Dem stehen jedoch eine lange Kapitalbindung und hohe Verwaltungsgebühren gegenüber. Kritik bleibt deshalb nicht aus.

Für Vergleich mehr Fairness

Die Marktzahlen sind imposant. Der Datenanbieter Preqin registriert mehr als 23 000 Hedge Funds. Gemeint sind damit hochaktiv handelnde Akteure, denen die Nutzung verschiedenster Anlageinstrumente zugestanden werden muss. Beinahe ebenso zahlreich sind Private-Equity-Fonds, die als Sammelvermögen für die Finanzierung von Firmengründungen und Übernahmen agieren.

Im kumulierten Vermögen der Schweizer Pensionskassen machen gemäss Credit Suisse die Hedge Funds 3% und Private Equity 1% aus. Diese Anlageorientierung wird oft mit derjenigen von US-Pensionsfonds verglichen. Die kalifornische Beamtenkasse Calpers zum Beispiel hält keine Hedge Funds, dotiert aber 9% des Vermögens für Private Equity. Bei solchen Vergleichen wird jedoch oft ausser Acht gelassen, dass schweizerische Vorsorgeeinrichtungen im Sinne einer Alternativanlage rund ein Viertel des Vermögens in Immobilien halten; Calpers etwa aber nur 10%.

Begüterte Private risikoavers

Familienvermögen verhalten sich nicht wesentlich anders. In einer vom Beratungsunternehmen Complementa 2015 mitgetragenen Studie charakterisierten sich mehr als neun von zehn Family Offices als «nicht risikofreudig». Nur wenige gaben an, Hedge Funds zu nutzen. Verbreitet ist aber die Bereitschaft zu illiquiden Aktieninvestments. Langjährig ausgelegte Private-Equity-Anlagen bezeichnen drei Viertel der Family Offices als wichtig.

Die an der Schweizer Börse kotierten Alternativvermögen sind allerdings in Anzahl und Volumen rückläufig. Nachteilig ist, das ihre Aktien oft lediglich sporadisch und zudem meist deutlich unter dem Portfoliowert gehandelt werden.

Vom Discountjäger Alpine Select geschluckt wurde schon Absolute Invest. Gleich geht es jetzt der von Banque Syz lancierten Altin. Acorn und Creinvest sind vor Jahren schon vom Markt genommen worden. Um Aufmerksamkeit kämpfen weiterhin Castle Alternative Invest, die deshalb zum Rückkauf eigener Aktien greift, und Private Equity Holding. Sie lockt mit substanziellen Dividenden.

Ungleiche Alternative

Die Entwicklung der kotierten Schweizer Alternativ-Geldverwalter Partners Group und LumX (vormals Gottex) könnte nicht unterschiedlicher sein. Die Zuger Partners Group hat jährlich 17% mehr Kundengeld für Unternehmensbeteiligungen (Private Equity), Firmendarlehen (Private Debt) und Infrastrukturanlagen einzusetzen. Die Vermögenssumme hat sich binnen vier Jahre auf 54 Mrd. € verdoppelt.

Das Westschweizer Hedge-Funds-Unternehmen LumX hingegen musste zeitweise  massiven Abfluss von Kundengeld wegstecken. Die Einnahmen aus den nur mehr gut 6 Mrd. Fr. betreuter Vermögen decken die Kosten nicht. Die Gesellschaft erlitt in den Jahren 2012 bis 2015 Verluste.

Partners Group ist an der Börse beinahe 14 Mrd. Fr. wert. Die drei Gründeraktionäre halten noch je 10% des Kapitals. Präsidiert wird das 1996 gegründete Unternehmen seit 2014 vom ehemaligen UBS-Chef Peter Wuffli. Die 1992 vom Finanzakteur Joachim Gottschalk gegründete LumX hingegen ist auf einen Börsenwert von 32 Mio. Fr. zurückgefallen, obschon das Kapital 2016 mit zwei Transaktionen erhöht wurde. Grossaktionäre sind die Familien von Präsident Arpad Busson und von Joachim Gottschalk sowie Anlagefonds der Finanzgesellschaften Quaero und Artemis.

Busson ist in gesellschaftlichen Kreisen eine schillernde Persönlichkeit. Er ist treibende Kraft und Unterstützer des Kinderhilfswerks ARK Absolute Return for Kids. Gesprächsstoff liefern seine frühere Ehe mit Model Elle Macpherson und seine Beziehung mit der Schauspielerin Uma Thurman.

Mit dem Namenswechsel von Gottex zu LumX werden Risikomanagementdienste in den Vordergrund gestellt. Gemäss Unternehmensangaben werden Investorenrisiken transparent dargestellt und ausgeleuchtet («Illuminating Risk»). Weitere Aktivitäten bestehen darin, für grosse Investoren Hedge-Funds-ähnliche Anlageleistungen zu erbringen. Die Perspektiven von LumX lassen sich nicht verlässlich beurteilen, weshalb von Engagements abzuraten ist.

Partners Group indessen reitet auf der Erfolgswelle. Die Niedrigzinslage bewegt Staats- und Pensionsfonds, weitere Teile ihrer Vermögen in Privatmarktanlagen umzuschichten. Hier sind die Gelder während zehn oder mehr Jahren gebunden. Für Partners Group hat dies den Vorteil, dass die darauf verrechneten Kommissionen ebenfalls langjährig gesichert sind. Für deren Aktionäre bedeutet es, dass das Gewinn- und Dividendenpotenzial noch längst nicht erschöpft ist.

Quelle: Finanz und Wirtschaft
13.02.2017

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