Obligationen: Unterschätztes Risiko für Pensionskassen

Über 300 Milliarden Franken oder rund 40 Prozent des Vermögens haben Pensionskassen in Obligationen investiert. Deren Renditen tendieren wegen der tiefen Zinsen gegen Null. Teilweise sind sie negativ. Und damit nicht genug: Wer neue Obligationen kauft, zahlt dafür Höchstpreise.

Nach aussen deutet kaum etwas darauf hin, dass sich viele Schweizer Pensionskassen anlagemässig in einer heiklen Situation befinden: Die 2014 erzielten Renditen sind auf den ersten Blick ansprechend. Doch das täuscht. Denn die Obligationen, die nach wie vor wichtigste Anlageklasse vieler Vorsorge-Einrichtungen, dürften in den kommenden Jahren zu einem ernsten Problem werden. Von den über 800 Milliarden Franken Pensionskassen-Vermögen sind schätzungsweise 40 Prozent in Obligationen investiert.

Fast keine Rendite

Die gesunkenen und auf tiefstem Niveau verharrenden Zinsen haben dazu geführt, dass Pensionskassen auf ihren Obligationen praktisch nichts mehr verdienen. Auf Schweizer Bundesobligationen resultieren sogar Verluste. Ihre Sicherheit hat sie so attraktiv gemacht, dass Anleger bereit sind, Einbussen hinzunehmen.

Die Migros-Pensionskasse mit rund 21 Milliarden Franken Vermögen und 82‘000 Versicherten hat beispielsweise 2012 auf ihrem Obligationen-Portfolio noch rund 380 Millionen Franken erwirtschaftet. Ein Jahr später waren es gerade noch 35 Millionen. Über die Ergebnisse 2014 wird der Geschäftsbericht informieren, der in Kürze veröffentlicht werden wird.

Christoph Ryter, Geschäftsleiter der Migros-Pensionskasse, schätzt diese Situation als schwierig ein.«Man könnte nun für Aktien und Immobilien plädieren. Aber bei Immobilien gibt es wenige Anlagemöglichkeiten. Und Aktien erhöhen das Risiko stark.“ Eine Anlagestrategie solle aber allwettertauglich sein, eine Pensionskasse bei Sturm nicht gleich untergehen, sagt Ryter weiter. Die Migros habe den Druck auf Anlagerenditen verringert, indem sie das Alter, das zum Bezug einer Pensionskassenrente berechtige, von 63 auf 64 Jahre erhöht habe.

Kurse auf Höchstständen

Die gesunkenen Zinsen haben ausserdem dazu geführt, dass die Kurse der meisten Obligationen Höchststände erreicht haben.

Ein Beispiel: Man nehme eine zehnjährige Obligation mit einem Nennwert von 1000 Franken und einem Coupon, einem versprochenen Zins, von 5 Prozent, die heute die Hälfte ihrer Laufzeit erreicht hat. Weil die Zinsen aktuell bei null Prozent liegen, ist der Kurs der Obligation auf 1250 Franken geklettert. Das heisst: Erwirbt eine Pensionskasse zum jetzigen Zeitpunkt diese Obligation, verliert sie am Ende der Laufzeit Geld: Die Pensionskasse kann lediglich den Nennwert von 1000 Franken verbuchen.

Ausweichen ist schwierig

Das Vermögen von Obligationen vermehrt in Aktien oder Immobilien umzuschichten, ist für viele Pensionskassen keine Lösung.

Olaf Meyer indes, Präsident der Pensionskassenstiftung Profond, der rund 40‘000 Versicherte in 1700 Schweizer Klein- und Mittelunternehmen angeschlossen sind, setzt trotzdem auf Dividendenpapiere: «Für uns sind Aktien eine Alternative. Das klingt jetzt vielleicht eine wenig herausfordernd, aber die Aktien sind billiger im Verhältnis zu den Obligationen. Deshalb schauen wir uns schon Aktien an, besonders defensive Aktien, die weniger Schwankungen haben.»

Weil die wichtigste Anlagekategorie sozusagen «verrückt» spielt, dürften viele Schweizer Pensionskassen in den kommenden Jahren in eine schwierige Lage geraten: Der so genannte «dritte Beitragszahler», die Vermögenserträge, dürfen signifikant zurückgehen.

Quelle: SRF

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