PVK – Die Stadt lässt sich mit der Pensionskasse Zeit bis 2055

Die Stadt Bern will ihre Pensionskasse auf die sanfte Tour sanieren. Alles steht und fällt mit den Kapitalmärkten. Die Arbeitgeber zahlen 25 Prozent mehr ein. Und die Angestellten sollen ab 23-jährig Beiträge einzahlen.

Auch in der Pensionskasse der Stadt Bern (PVK) klafft ein Loch. Ende 2012 lag der Deckungsgrad bei 94 Prozent, doch geht die Kasse bisher von unrealistisch hohen Renditeerwartungen aus. Dies will sie nun korrigieren und den «technischen Zins» auf 2,75 Prozent senken. Damit wächst die Lücke stark, weil die PVK immer noch im Leistungsprimat ist und die künftigen Renten fix garantiert. Der Deckungsgrad sinkt auf 85 Prozent, es fehlen 340 Millionen Franken (Stand Ende 2012).

Am Freitag erklärten die Kassenverantwortlichen um Präsident Alexandre Schmidt, wie sie die Probleme lösen wollen. Die Sanierung ist auf maximal 40 Jahre Jahre angelegt und soll 2015 beginnen. Zurzeit geht die PVK-Spitze davon aus, dass die Lücke mit den geplanten Massnahmen nach 34 Jahren getilgt ist, wobei die Unsicherheiten naturgemäss gross sind. Eine Übersicht:

  • Arbeitgeber zahlen mehr: Die Stadt und die anderen PVK-Betriebe wie EWB oder Bernmobil sind bereit, ab 2015 rund 53 statt 43 Millionen Franken einzuzahlen, bis die Lücke eliminiert ist. Der Grossteil der Mehrbelastung entfällt auf die Stadt. Mit den höheren Zahlungen wird die Aufteilung für das Personal noch attraktiver: Die Arbeitgeber zahlen schon heute 60 Prozent, über die Lohnabzüge tragen die Angestellten nur 40 Prozent bei. Zählt man auch die Nachzahlungen nach Lohnerhöhungen hinzu, beträgt die Verteilung sogar personalfreundliche 65:35. Davon profitieren primär Angestellte mit steiler Lohnkurve.
  • Angestellte zahlen früher: Die PVK sieht auch Leistungsreduktionen vor, tastet aber das Rentenziel – 61 Prozent des letzten versicherten Lohns – nicht an. Den Angestellten wird zudem der volle Besitzstand garantiert, auf Kosten der Kasse; wichtig ist das für alle, die bald pensioniert werden. Da die Stadt ihr Personal weiterhin mit 63 Jahren pensioniert, kam auch eine Erhöhung des Rentenalters nicht in Frage. Stattdessen sollen die Angestellten früher einzahlen: Statt ab 25 müssten sie neu ab dem 23.Altersjahr Beiträge an die Kasse zahlen. Damit müssen sie 40 statt 38 Jahre lang Beiträge einzahlen, um dieselbe Rente zu erhalten wie bisher. Für Akademiker, die nach 23 zu arbeiten anfangen, heisst das, dass sie sich später verstärkt einkaufen müssten.
  • Tiefere Witwenrente: Stirbt ein PVK-Rentner, erhält die Ehefrau bisher 70 Prozent der Rente. Künftig sollen es noch 60 Prozent sein, wie das etwa auch bei den kantonalen Pensionskassen gilt.
  • Keine Teuerungszulagen: Die PVK löst eine Reserve von 8,6 Millionen Franken auf, die dazu gedacht war, die Renten der heutigen Pensionierten künftig an die Teuerung anzupassen. Damit leisten indirekt auch die Rentner einen Beitrag.
  • «Überschussrendite»: Die PVK setzt ihre Renditeerwartungen (technischer Zins) bewusst tief an – tiefer, als dies angesichts ihrer eigenen Prognosen nötig wäre. Effektiv rechnet die Kasse mit Renditen von 3,7 Prozent. Das ergibt eine «Überschussrendite» von jeweils knapp 0,5 Prozent. Damit will die PVK in den nächsten 34 Jahren 200 Millionen an die Unterdeckung von 340 Millionen beitragen.

Auffällig ist, dass die Renditeprognose der PVK klar höher ist als jene der kantonalen Pensionskassen. Geschäftsführer Jürg Schad begründete dies damit, dass die PVK einen höheren Anteil ihres Kapitals in Immobilien investiert habe. Schad, Schmidt und Vizepräsident Michel Berger von der Gewerkschaft VPOD stritten unisono ab, dass die PVK auf das Prinzip Hoffnung baue.

Sämtliche Massnahmen hat die Verwaltungskommission der PVK, in der Arbeitnehmer und -geber gleichermassen vertreten sind, einstimmig verabschiedet. Zu den Leistungskürzungen hat aber der Stadtrat das letzte Wort, wobei auch ein Referendum möglich ist.

Keine Steuererhöhung
Alexandre Schmidt nahm auch gleich als Finanzdirektor der Stadt Bern Stellung zu den Plänen der Pensionskasse PVK. «Der Beitrag, den die Arbeitgeber leisten müssen, ist happig», hielt er fest. Die Stadt muss nach Plan ab 2015 während 34 Jahren eine Mehrbelastung von jeweils 6,8 Millionen Franken verdauen. Dadurch werden unweigerlich andere Aufgaben verdrängt. So oder so werde es in der Stadt Bern künftig noch schwieriger sein, das finanzielle Gleichgewicht zu halten, sagte Schmidt. Er bezeichnete es jedoch als Glücksfall, dass die Stadt vom Entlastungspaket, das der Grosse Rat auf Kantonsebene kürzlich beschlossen hat, mitprofitieren kann – und zwar ebenfalls im Umfang von rund 7 Millionen Franken im Jahr. Somit bleibe das notwendige Sparziel für die nächsten Jahre in der Stadt bei rund 20 Millionen Franken. Laut Schmidt sollte die Sanierung der Pensionskasse jedenfalls ohne Steuererhöhung abgewickelt werden können.

In Zahlen

  • Bei der PVK sind 5200 erwerbstätige Angestellte und 3700 Rentner versichert.
  • 62 Prozent des Vorsorgekapitals entfallen auf die Rentner, was ein ungünstig hoher Wert ist, da
  • Ausgehend von den neuen, tieferen Renditeprognosen der PVK liegt ihr Deckungsgrad bei noch 85 Prozent. Der Kasse fehlen somit 340 Millionen oder 38’000 Franken pro Versicherten.
  • die Rentner an einer Sanierung nicht beteiligt werden können

Quelle: Thuner Tagblatt

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