Winterthurer Pensionskasse braucht noch mehr Geld

Der Stadtrat von Winterthur hat für die Sanierung der städtischen Pensionskasse 144 Millionen Franken zurückgestellt. Ab 2020 gibts tiefere Renten.

Sie bleibt ein Sorgenkind: die Pensionskasse der Stadt Winterthur. Zwar hatten die Stimmberechtigten im Juni 2013 eine Einmaleinlage von 150 Millionen Franken für die in Schieflage geratene Kasse beschlossen. Doch jetzt zeigt sich: Das reicht nicht, um die Vorsorgeeinrichtung auf eine solide Basis zu stellen. Ein weiterer Sanierungsschritt ist nötig.

Auslöser ist das neue Vorsorgemodell, das die Pensionskasse soeben beschlossen hat und das 2020 in Kraft tritt. Wie der Stadtrat und die Pensionskasse heute mitteilten, verursacht die Umstellung auf das neue Modell Kosten von rund 160 Millionen Franken. Zudem beträgt die derzeitige Unterdeckung 110 Millionen Franken, bei einem geschätzten Deckungsgrad von 94,4 Prozent.

Stadt prüft alternative Sanierung

Wegen der angespannten Finanzlage hat der Stadtrat in der Rechnung 2016 vorsorglich erneut 144 Millionen Franken zurückgestellt. Der Betrag wird in der bisher noch nicht veröffentlichten städtischen Rechnung deutliche Spuren hinterlassen. Theoretisch könnte die Pensionskasse zwar mit einer Verlängerung und Erhöhung der Sanierungsbeiträge repariert werden, so der Stadtrat. Die Sanierungsdauer würde dann aber voraussichtlich mehr als 20 Jahre betragen, was laut den Vorgaben der beruflichen Vorsorge nicht zulässig wäre.

Deshalb prüft die Stadt jetzt die Ausfinanzierung der Kasse nach dem sogenannten Annuitätenmodell. Dabei übernimmt sie den Fehlbetrag und bezahlt diesen in jährlichen Tranchen über einen längeren Zeitraum. Die kriselnde Pensionskasse hätte so wieder einen Deckungsgrad von 100 Prozent, die Sanierungsbeiträge für Arbeitgeber und Arbeitnehmer würden entfallen und die Stadt könnte ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen, schreibt der Stadtrat. Er will nun diese Möglichkeit vertieft prüfen. Eine konkrete Vorlage käme vors Stadtparlament und vors Volk.

Kürzung bis zu 13 Prozent

Mit dem neuen Vorsorgemodell senkt die städtische Pensionskasse den technischen Zinssatz von derzeit 2,75 auf 2,25 Prozent. Der Umwandlungssatz von 6 Prozent für das Pensionsalter 65 wird stufenweise ab 2020 bis 2024 auf 5 Prozent gesenkt. Erhöhen will die Kasse dagegen die Sparbeiträge, damit das Leistungsniveau möglichst erhalten werden kann.

Dennoch sind die Einbussen für die Versicherten empfindlich. Sie müssen ab 2020 mit einer Kürzung ihrer voraussichtlichen Altersrente im Vergleich zu heute von fünf bis maximal 13 Prozent rechnen. Auf die laufenden sowie die bis Ende 2019 neu entstehenden Renten habe das neue Vorsorgemodell keine Auswirkungen, schreibt die Pensionskasse.

Die Gewerkschaft VPOD reagierte «mit grosser Besorgnis» auf die neue Entwicklung. Die beschlossenen Massnahmen seien für viele Versicherte schwer zu verdauen.

Quelle: Tages-Anzeiger
23.03.2017